Ruska-Aika

„In Finnland ist Ruska-Aika oder kurz Ruska ein dem nordamerikanischen Indian Summer oder dem deutschen Altweibersommer vergleichbares Naturschauspiel. Es beschränkt sich auf Lappland, den nördlichsten Teil Europas am Polarkreis.

Die Ruska-Saison ist für viele einheimische Naturfreunde der eigentliche Höhepunkt des Jahres. Der September ist der Ruska-Monat. In der Übergangsphase von der nachtlosen Zeit der Mitternachtssonne zum stimmungsvollen Halbdunkel der Polarnacht verfärben sich Sträucher und Bäume fast über Nacht, eine wahre Explosion an Farben setzt ein und breitet sich rasch aus, von den Mooren über die Birkenwälder bis auf die Fjälls hinauf. Während die sonnigeren Südhänge noch grün glänzen, erstrahlen die Beerensträucher und Heidekräuter der Nordseiten in tiefem Rot. Schon aus der Ferne lassen sich nun die verschiedenen Baumarten einzig durch ihre Farbe ausmachen: Birken leuchten goldgelb, Espen rot, an der Eberesche lassen sich Spektren von Grün über Gelb und Orange bis hin zu Dunkelrot beobachten.“ (Wikipedia)

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Da wir stetig weiter nach Norden fahren, kommt uns auch der Herbst mit immer größerer Geschwindigkeit entgegen. Das Laub färbt sich bunt und erstrahlt im Sonnenlicht in den schönsten Farben, von gelb über orange bis braun, bin hin zu weinrot, während die Beerenbüsche des Waldbodens wie ein rot-loderndes Feuer erscheinen. Wir behalten unser „Tempo“ bei und wählen die kleinen Pfade durch Nationalparks und einsam gelegene Siedlungen. Selbst die unbefestigten Wege, wie Schotter- oder Sandpisten, sind hier in wirklich gutem Zustand, weisen wenige Schlaglöcher auf und deutlich dezenteres Wellblech als noch im Baltikum.

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Auch der nächste Nationalpark auf unserem Weg, der Oulanka Nationalpark, erfüllt alle unsere Erwartungen. Bei Kaiserwetter erreichen wir den Park und begeben uns auf den „Kleinen Bärenrundweg“. An diesem Sonntag genießen auch viele Finnen die goldene Herbstsonne – alle Grillplätze sind belegt, in der Luft liegt der Duft von Lagerfeuer und Grillwürstchen und uns kommen einige gut gelaunte Grüppchen auf dem Weg entgegen. Auf dem 12km langen Rundweg erscheint der Wald in allen Farben des Herbstes und wir tanken ordentlich Sonne auf. Wir kommen vorbei an glasklaren Seen, balancieren über Plankenpfade im Moor, kraxeln über Stöcke, Wurzeln und Steine und überqueren den Fluss auf Hängebrücken. Am Abend finden wir einen gemütlichen Campspot ganz für uns alleine an einem See. Nach Sonnenuntergang wird es nun schnell kühler, so genießen wir noch die letzten Sonnenstrahlen mit einem wärmenden Kaffee draußen, bevor wir den Rest des Abends im Bus mit Standheizung, gemütlichen Temperaturen, leckerem Essen und einigen Runden Rummikub verbringen.
Am nächsten Morgen sind wir allerdings nicht mehr so ganz alleine. Einige Jäger nutzen den Ort als Grillplatz für ihre vorgezogene Mittagspause und auch auf unserer nächsten Canyon-Wanderung sind wiedermal alle Grillplätze belegt. Uns ist diese „Grillkultur“ sehr sympathisch. Man triff sich nicht in einem Kaffee oder Restaurant, sondern packt sich eine Tüte voll mit Würstchen und genießt die frische Luft and einem der vielen Picknickplätzen im Wald, natürlich mit Lagerfeuer und Würstchen am Stock. Hier sind meist schon Grillstellen vorbereitet und Feuerholz liegt in kleinen Unterständen zur Selbstbedienung bereit. So begegnen wir den unterschiedlichsten Grüppchen an den Picknickplätzen, von Familien über gestandene Kerle bis hin zum Hausfrauentreff.

 

Zeit für den Bus muss auch mal wieder sein. Das Projekt „warme Dusche“ stellt uns immer wieder vor Rätsel. Irgendetwas funktioniert nicht so richtig wie es soll. Da sich das Projekt gerade das erste Mal bewähren muss – sich also noch in der Testphase befindet – haben wir mit Problemen gerechnet. Zum Glück hat Tim immer wieder eine gute Idee und das nötige Equipment um der Sache auf den Grund zu gehen. Nur leider sieht es diesmal so aus, als sei die Pumpe wirklich kaputt und wir müssen in den nächsten Tagen mal nach Ersatz schauen. Gerade ist eine kalte Dusche noch mit den Außentemperaturen vereinbar, doch das wird sich sicherlich bald ändern…

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Unsere Reise führt uns nun weg von der russischen Grenze in die Hauptstadt Lapplands, Rovaniemi. Auf dem Weg dorthin verbringen wir unsere Mittagspause beim Auttiköngäs – ein Wasserfall mit umgebendem Wanderweg. Die geschichtsträchtige Vergangenheit der Umgebung wird uns auf Infotafeln entlang des Weges nähergebracht. Von einer Holzrutsche zum Baumstammtransport über Befestigungsanalgen aus dem zweiten Weltkrieg bis zu eiszeitlichen Rentierfallgruben lässt sich hier einiges entdecken. Leider waren die Plankenpfade doch schon sehr marode.

 

Den Abend verbringen wir bei Toni und seiner Freundin Veera, die uns lecker Pilzsuppe und Pilzbruscetta aus selbst gesammelten Pilzen servieren. Wir genießen die Gastfreundschaft und verbringen einen schönen Abend zu Viert in ihrem gemütlichen Häuschen und plaudern über alte und neue Zeiten.

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Da es seit gestern Abend nicht mehr aufgehört hat zu regnen, beschließen wir, ohne weiteren Zwischenstopp nach Schweden zu fahren und Murphy an seinem Geburtstag zu überraschen.

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